Dienstag, 15. Juli 2008
15. Juli 2008
"Ein Journalist aber kann, er soll ein Jahrhundertschriftsteller sein. Die echte Aktualität ist keineswegs auf 24 Stunden beschränkt. Sie ist zeit- und nicht tagesgemäß. Diese Aktualität ist eine Tugend, die nicht einmal einem Dichter schaden könnte, der niemals für die Zeitung schreibt. Ich wüßte nicht, weshalb ein ausgeprägter Sinn für die Atmosphäre der Gegenwart die Unsterblichkeit hindern soll. Ich wüßte nicht, weshalb Menschenkenntnis, Lebensklugheit, Orientierungsvermögen, die Gabe zu fesseln und andere solcher Schwächen, die man dem Journalisten vorwirft, die Genialität beeinträchtigen können. Das echte Genie erfreut sich sogar dieser Fehler. Das Genie ist nicht weltabgewandt, sondern ihr ganz zugewandt. Es ist nicht zeitfremd, sondern zeitnahe. Es erobert das Jahrtausend, weil es so ausgezeichnet das Jahrzehnt beherrscht."
Das ist ein Zitat von Joseph Roth über Egon Erwin Kisch. Und dies ist gleichzeitig ein Auszug aus dem "Buch der verbrannten Bücher" von Volker Weidermann. Und es ist drittens der Beweis dafür, dass auch dieses Buch mit Literaturgeschichten eine kleine Schatzkiste für Lesefreunde ist.
Bei einer Lesung im Literaturhaus Köln berichtete Weidermann mit einem Augenzwinkern, der große Marcel Reich-Ranicki habe die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als er erfuhr, dass Weidermann all jene Autoren wieder ausgraben wolle, die (von ihm) mühsam aus dem Kanon genommen worden seien. Es stimmt natürlich, dass manche Bücher nicht besser werden, nur weil sie von den Nazis verbrannt und deren Autoren verfolgt wurden. Aber Weidermann gibt ihnen zumindest die Chance, einmal von Lesern wahrgenommen zu werden.
Die Leseliste ist jedenfalls wieder gewachsen, zum Beispiel um die expressionistische Gedichte-Sammlung "Menschheitsdämmerung" von Kurt Pinthus.
Das ist ein Zitat von Joseph Roth über Egon Erwin Kisch. Und dies ist gleichzeitig ein Auszug aus dem "Buch der verbrannten Bücher" von Volker Weidermann. Und es ist drittens der Beweis dafür, dass auch dieses Buch mit Literaturgeschichten eine kleine Schatzkiste für Lesefreunde ist.
Bei einer Lesung im Literaturhaus Köln berichtete Weidermann mit einem Augenzwinkern, der große Marcel Reich-Ranicki habe die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als er erfuhr, dass Weidermann all jene Autoren wieder ausgraben wolle, die (von ihm) mühsam aus dem Kanon genommen worden seien. Es stimmt natürlich, dass manche Bücher nicht besser werden, nur weil sie von den Nazis verbrannt und deren Autoren verfolgt wurden. Aber Weidermann gibt ihnen zumindest die Chance, einmal von Lesern wahrgenommen zu werden.
Die Leseliste ist jedenfalls wieder gewachsen, zum Beispiel um die expressionistische Gedichte-Sammlung "Menschheitsdämmerung" von Kurt Pinthus.
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Montag, 14. Juli 2008
14. Juli 2008
Manchmal setze ich mich (scheinbar) ganz alleine mit einem Buch in eine Kneipe und lese. Wenn ich Glück habe, dann ist dies das erste Treffen zweier Freunde, die sich noch viel zu erzählen haben.
Samstag bin ich Wolfgang Hilbig in "Abriß der Kritik" begegnet. Das war sehr angenehm und anregend.
Notiert habe ich dann solche Sätze wie diesen: "Ratten und Schmeißfliegen sind sehr notwendige Geschöpfe, sie weisen auf verborgene Fäulnisstellen eines Gemeinwesens hin."
Samstag bin ich Wolfgang Hilbig in "Abriß der Kritik" begegnet. Das war sehr angenehm und anregend.
Notiert habe ich dann solche Sätze wie diesen: "Ratten und Schmeißfliegen sind sehr notwendige Geschöpfe, sie weisen auf verborgene Fäulnisstellen eines Gemeinwesens hin."
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Samstag, 12. Juli 2008