Samstag, 5. Juli 2008
Betreuerinnen englischsprachiger Kindergärten erwecken allzu leicht den Eindruck, sie kommandieren, kritteln und verbessern so viel, gerade weil sie es auf Englisch tun. Der Betrachter meint, dass nicht die Einhaltung der Ordnung die Sprache hervorbringt, sondern umgekehrt.
Und dann rufen sie auch noch „Snack-Time“ und nicht etwa „Let’s have a snack“ oder „Lunch break“.
Wie schrieb schon Thomas Mann in den „Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull“ über die Anwendung des Englischen: „Worauf es ankam, war, aus einem Nichts von Material etwas für den Augenblick hinlänglich Verblendendes zu machen.“ Mit dieser Art von Frühförderung kann man nicht früh genug beginnen.
„It’s a very nice and comfortable language, very much so indeed, Sir, very“, sagt Krull. “In my opinion, English is the language of the future, Sir. I’ll bet you what you like, Sir, that in fifty years from now it will be at least the second language of every human being...”
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Donnerstag, 3. Juli 2008
Zum Rauchverbot in NRW ein kleines Gedächtnis-Gedicht des Großmeisters der kleinen Begebenheiten, Ringelnatz-Joachim:

AN MEINEN ZIGARETTENRAUCH

Gleite ins Weite und in die Höh!
Adieu, du zartes Bleu
Meines Zigarettenrauches,
Der du so sanft entfliehst.

Wenn du ein zierliches Nasenloch siehst,
Küß dem die Haare als Gruß meines Hauches.

Ob dich ein Höhendruck
Zur Erde zurückschlägt,
Eine Strömung, eines Windes Ruck
Dich zu Himmelsglück trägt, -
Finde das, was du erwartetest.

In dem hold gewürzten Augenblick,
Da du aus mir startetest,
Spielte Ziehharmonikamusik
Ein Lieblingslied von mir: La Paloma,
Und auf Schwingen dieser Volksweise
Steigst du auf. Glückliche Reise!
Aus Nikotin ins ewige Aroma.
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Sonntag, 29. Juni 2008

Zum heutigen großen "Fie-nah-le!!!" zunächst ein weiterer Beleg dafür, warum die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unsere liebste Überregionale ist. So ein Titel ist doch um Längen besser als Langeweiler- Schlagzeilen wie "Heute in Wien gegen Spanien" oder "Deutschland im Finale". Zudem beweist es, dass sich auch seriöse Titel in aktualitätsarmen EM-Zeiten der Werkzeugkiste des Boulevards bedienen sollten. Bild, Express und Co. haben zuletzt einfach die besseren Überschriften gemacht.

Was von der EM sonst noch haften bleibt?
- Zum Beispiel der Spruch von Franzosen-Coach Domenech, der vor der Niederlage gegen Italien meinte: "Ich glaube nicht an die Vorsehung. Das bringt Unglück."
- Oder dass "Siegermentalität" große Chancen bei der Wahl zum Wort des Jahres hat. Es bedeutet, dass eine Mannschaft (meistens Deutschland) auch dann gewinnt, wenn sie es nicht verdient hat. Gegen die Türkei handelte es sich also um Siegerbesiegermentalität, weil das die Türken ja vorher mit den anderen Teams genauso gemacht hatten.
- Schließlich die Einsicht, die auch gegen die starken Spanier noch ein Fünkchen Hoffnung lässt:
Egal, wie es heute ausgeht: So ist Fußball.
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