Donnerstag, 23. Januar 2014

Die Diagnose im Februar 2010 lautet: Hirntumor. Wie viel Zeit bleibt Wolfgang Herrndorf? „Gib mir ein Jahr, Herrgott, an den ich nicht glaube, und ich werde fertig mit allem (geweint)“, notiert der Autor in seinem Blog, das jetzt als Buch erschienen ist. Wie ein Besessener schreibt Herrndorf gegen den nahenden Tod an – und gewinnt: Im Herbst 2010 erscheint „Tschick“, das sich mehr als eine Million mal verkauft, ein Jahr später „Sand“, das den Preis der Leipziger Buchmesse bekommt.
Ebenso anrührend wie trotzig beschreibt Herrndorf den Niedergang – „und mit einem Faustkeil in der erhobenen Hand steht man da auf der Spitze des Berges, um dem herabstürzenden Asteroiden noch mal richtig die Meinung zu sagen.“ Am späten Abend des 26. August 2013 setzt Wolfgang Herrndorf seinem Leben am Hohenzollernkanal in Berlin ein Ende. Er wird nur 48 Jahre alt.
Sascha Stienen
(Erschienen im Bonner General-Anzeiger am 18. Januar 2014.)

Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur, Rowohlt, 448 S., 19,95 Euro, oder online: http://www.wolfgang-herrndorf.de/
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