Mittwoch, 4. Dezember 2013
Unter den Kaputtgehern gibt es solche und solche. Manche Kaputtgeher sind nicht zu reparieren, aber leicht zu ersetzen wie ein gestürztes rohes Ei. Andere sind nicht so leicht zu ersetzen, aber reparierbar, zum Beispiel der Lieblings-Playmobil-Ritter mit dem appen Bein. Solche Fälle landen dann nicht im Müll, sondern in der väterlichen Werkstatt.
Dort türmen sich irgendwann die kaputten Spielzeuge: Das Matchbox-Auto mit der verbogenen Hinterachse, der aus den Angeln geratene Rechenschieber, die zerbrochene Kindergabel, der Einohresel und eben jener verunglückte Playmobil-Mann. Der Werkstattleiter ist nun leider ein ausgemachter Schreibtischtäter, hat wenig Erfahrung im Umgang mit Reparaturen und noch weniger Geschick. Also wird die Erledigung dringender Aufträge erst einmal ausgesessen.
Nichts tun oder nicht sofort handeln, gilt aber nur solange als Ausdruck väterlicher Souveränität, bis die Kinder wieder nachfragen. Dann hilft auch nicht die elegante Idee, der Ritter könne doch auch einen Kriegsversehrten spielen. Nein, da hilft nur Sekundenkleber. Mittlerweile haben wir alle möglichen Sorten probiert, aber nach dem ersten Härtetest kommen die reparierten Spielzeuge zuverlässig wieder zurück in die Werkstatt.
Spätestens nach der zweiten Reklamation bleibt dann nur noch die Einsicht, dass nicht der Sekundenkleber, sondern die Zeit alle Wunden heilt. Wie heißt es noch mal so schön in der Operette „Die Fledermaus“: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist!“ Sascha Stienen

(Am 3. Dezember 2013 erschienen im Bonner General-Anzeiger.)
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