Freitag, 10. Februar 2012
10. Februar 2012
Es ist erstaunlich: Manche Bücher verlieren nicht an Aktualität. Das „Alphabet der Möglichkeiten“, herausgegeben von Gina Bucher, ist so ein Werk (oekom Verlag, 196 Seiten, 120-minütige DVD, 16,90 Euro). Schließlich enthält es „99 Handlungsanweisungen für eine bessere Welt“. Und die haben immer noch Gültigkeit – zum Beispiel, wenn es um den Klimawandel oder soziale Ungerechtigkeit geht.
Das Buch ist eine Sammlung von Stimmen vom taz-Kongress, der zum 30. Geburtstag der Tageszeitung vom 17. bis 19. April 2009 in Berlin stattfand. Gina Bucher hat im Anschluss ihr ABC aufgestellt – von „Abonnieren, Lebenslänglich“ bis „Zweifeln“. Dabei gehört jeder dieser ungewöhnlichen Lexikonartikel einem Autor, der sich beim Kongress zum jeweiligen Thema geäußert hat, darunter Politiker wie Klaus Wowereit, Schriftsteller wie Harry Rowohlt oder Journalisten wie Cord Riechelmann (FAZ).
"Neues Ökotum ist mehr als Kaufen"
So definiert taz-Chefreporter Peter Unfried: „Der Einstieg in ein Neues Ökotum ist der bewusste Konsum, aber er ist viel mehr als Kaufen. Er ist eine lebensverändernde Bewusstseinserweiterung, führt definitiv zu einem schöneren Leben und potenziell in der Allianz mit anderen durch Druck auf Wirtschaft und Politik zur Energiewende, also letztlich zur Bewahrung der Schöpfung. Cool.“
Ein konkretes Beispiel für diese Bewusstseinserweiterung liefert Klimaforscher Stefan Rahmstorf unter dem Stichwort „Verzichten“: „Viele Dinge machen das Leben lebenswert und machen uns sogar glücklich, ohne Klima und Umwelt zu belasten. Wir müssen für unser Glück nicht auf die Malediven jetten oder ein dickes Auto fahren.“ Für weniger einsichtige Verkehrsteilnehmer bringt es die freie Journalistin Annette Jensen auf den Punkt: „Wir erfinden einen riesigen Staubsauger, in dem alle Autos verschwinden.“
Mehr baden und lobpreisen
sonntaz-Redakteur Martin Reichert entwirft unter „Kompetenz, Soziale“ seinen Vierpunkteplan für das menschliche Miteinander:
(1) Baden Sie Ihre Mitmenschen in Aufmerksamkeit. Dann sind diese auch lieb.
(2) Baden Sie ansonsten am Abend lau. Dann sind wenigstens Sie entspannt.
(3) Loben Sie Ihre Mitmenschen. Dann sind diese glücklich.
(4) Lobpreisen Sie sich täglich selbst. Macht ja sonst keiner.
Man sieht: Weltverbessern macht sogar Spaß. Noch ein Beispiel: die „Weisheit, Binsen- III“ von taz-Korrespondent Ralf Sotscheck: „A drink is shorter than a story.“ Und auch kürzer als die beiliegende CD, die das Kongressbuch zu einem sehenswerten Multimedium macht.
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