Dienstag, 7. Februar 2012

Die 24,95 Euro hätte ich mir sparen können. „Professionelles Texten für die PR-Arbeit“ von Kerstin Liesem und Jörn Kränicke hält nur halb soviel, wie der Titel verspricht. Erst ab Seite 104 (von insgesamt 156) kommen die ersten richtig nützlichen Tipps für Pressearbeiter. Davor geht es um Grundsätzliches, das man auch bequem in den Standardwerken von Sprachpapst Wolf Schneider nachlesen kann, der übrigens immer wieder zitiert wird. Und: Das Original ist nicht nur besser, sondern auch noch witziger.
Hinzu kommen einige logische Schwächen. So kann man doch nicht ernsthaft Edmund Stoiber als Beispiel zitieren, wenn man über die Unsinnigkeit von Bandwurmsätzen schreibt. Und auch Walter Ulbricht taugt nicht als Beispielgeber. Es sollten doch eher gut gemeinte Texte sein, die scheitern – und nicht politisch motivierte, die das Nicht-Verstehen voraussetzen. Da ist der „Hohlspiegel“ im Spiegel lesenswerter und lehrreicher.

Gehirnhälften und Geierfonds

Offensichtlich haben die Autoren ihre eigenen Stilvorschläge noch nicht hundertprozentig verinnerlicht. Sonst würden sie nicht so Sätze schreiben wie: „Am besten können wir uns Informationen behalten, wenn beide Gehirnhälften angesprochen werden“, „Viele Leser haben schon dann einen inneren Widerstand, wenn sie nur ahnen, dass sich ein Text um solche Themen dreht“, „Heuschrecken gelten (...) als eine abwertende Tiermetapher für Private-Equity-Gesellschaften, Hedge-Fonds oder so genannte ,Geierfonds’“. Heuschrecken als Tiermetapher für Geierfonds. Wer sich das behalten kann, hat gewiss keinen inneren Widerstand mehr...
Wertvoll und nützlich sind dann aber die Ausführungen ab Seite 104 über die Form der Pressemitteilung, den Gastbeitrag, den persönlichen Brief, die Rede und Texte fürs Internet. Aber für ein vergleichsweise teures Fachbuch ist das einfach zu wenig.
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