Dienstag, 17. September 2013
Der fast Zweijährige ist für den Vater ungefähr das, was der Igel dem Hasen ist: Er ist immer schon da und also schneller am Ziel. Der tägliche Wettlauf zwischen Vater und Sohn spielt sich nicht auf einem Acker ab, sondern in den eigenen vier Wänden.
Startpunkt der Rallye ist das Ende einer Handlung, zum Beispiel ein umgeworfenes Milchglas. Das Ziel ist es, die Milchlache aufzuwischen, bevor der flinke Igel die zweite Kettenreaktion in Gang setzt, also zum Beispiel versucht, die große Ton-Teekanne aus Griechenland aus dem Glasschrank zu holen und zu zertrümmern.
Während der Hase zwischen solchen Polen hin und her hetzt, spielt der Igel munter Spaghetti-Mikado in der Küche oder würzt das frisch gewischte Bad mit Koriander. Oft hat der Vater das Nachsehen und muss mit hängender Zunge und erschlafften Nerven erleben, wie der Filius Papas Werkzeug vom Balkon wirft oder herzhaft in eine rohe Kartoffel beißt.
Aber auch wenn mal ein Rennen verloren geht, sollte der Hase sich nicht grämen und es sportlich nehmen. Der nächste Wettlauf kommt bestimmt. Sascha Stienen

(Heute erschienen im Bonner General-Anzeiger.)
0 Kommentare »