Dienstag, 19. Juni 2012
Die Fußballsprache hat sich unseres Alltags bemächtigt. Der Fachjargon beherrscht unser Denken, egal ob mit oder ohne Ball. Beim Metzger empfängt uns eine Dreierkette, wobei manchmal die Zuordnung nicht stimmt: „Und wer bekommt jetzt?“ Nach dem Rechtsabbiegen auf die Bornheimer Straße wird die Straße gekreuzt. Und von Handwerkern oder Paketdienstleistern erwartet man in diesen Tagen natürlich deutsche Tugenden: Zuverlässigkeit, Disziplin, Ehrgeiz und Fleiß.
Wer im Supermarkt einkauft, ertappt sich bei sonderbaren Laufwegen, die irgendwie blind einstudiert sind. Da wird der Wagen blitzschnell am Gegner vorbei gezogen, die gekauften Waren werden perfekt durchgesteckt, und an der Kasse holt man sich nicht nur die Rechnung ab, sondern auch gleich die persönliche Bilanz: 86 Prozent gewonnene Zweikämpfe.
Besonderes Vergnügen bereitet die Kommentierung alltäglicher Verrichtungen im Fußballersprech: So ist das Mittagessen stets „nicht unverdient“ und der Feierabend sowieso. Beim Sichern der Plätze fürs Public Viewing empfiehlt der Fachmann übrigens „aggressives Pressing“.
Eltern spielen ab 18 Uhr mit ihren Kindern italienischen Catenaccio – die Null muss eben stehen, und gegen Ende des Spiels sollte man hinten bloß nichts mehr anbrennen lassen. Die Kinder können übrigens froh sein, dass es die nervigen Vuvuzelas nicht mehr gibt. Denn so fällt das Wecken am Morgen nach dem Spiel ein wenig moderater aus: „Humba, Humba, Humba – tätäräää!“
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