Eine Reise in das Heimatland des Kreuztaler Bieres.
Die Zahlenspiele beeindrucken und die Bewirtung überzeugt




Jungbier, Flascheninspektor und Haustrunk sind seit unserer Brauerereibesichtigung im Hause Krombacher keine Fremdworte mehr. Bei der anderthalbstündigen Führung durch die heiligen Produktionshallen des Bierherstellers aus Kreuztal fand ich sogar die Antwort auf die Frage, warum mir das gute Krombacher Bier hier im Rheinland manchmal anders schmeckt als früher im Sauerland. Zum einen natürlich, weil sich die Wahrnehmung verändert und die Zunge mit altert. Zum anderen aber auch, weil die Menge des zugegeben Hopfens variiert. Die hängt nämlich von der Qualität der Gerste ab. Das Reinheitsgebot ist in Krombach erstes Gesetz, in diesem 2.300-Seelen-Ort, wo seit 150 Jahren Bier gebraut wird.

Erinnerungsfoto vor der Sperre

Im Eingangsbereich des Gästehauses registriert man sich zur Führung, die wir in diesem Fall kostenlos bekommen – als Trostpflaster für die wieder einmal erfolglose Teilnahme an einem Etikettengewinnspiel. An der Rezeption gibt es nicht nur einen Kopfhörer mit Empfänger, sondern hier findet der Besucher auch den passenden Hintergrund für das Erinnerungsfoto: die stahlblauen Talsperrenbilder mit supergrünen Wäldern aus der Werbung. Dabei kommt das Felsquellwasser aus diversen Brunnen – mit einem angenehmen Ph-Wert von 5 Grad deutscher Härte.

Mit einer Gruppe der Feuerwehr aus dem Hessenlande geht es auf den Rundgang; bei 50 Zuhörern ist der Kopfhörer echt hilfreich. Beeindruckend sind die Zahlenspiele: 5,5 Millionen Flaschen werden am Tag abgefüllt; das entspricht 80 Prozent der Produktion, die übrigen 20 Prozent gehen in Fässer. 866 Mitarbeiter arbeiten in drei Schichten. Jeder Mitarbeiter hat einen Anspruch auf 540 Liter Haustrunk im Jahr, also auf Bier, das er als Bezahlung in Naturalien mit nach Hause nehmen darf. Gesamtausstoß 2010: rund 6,39 Millionen Hektoliter, pro Tag (24 Stunden) sind es schon mal zwischen 20.000 und 25.000 Hektoliter.

Brot, Schinken und Bier

Eine ganz wichtige Zahl erfrage ich gegen Ende der spannenden Tour: Wie lange denn Bier noch trinkbar ist, wenn das umstrittene Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist? Antwort: Wenn am 21. Oktober abgefüllt wurde, reicht das Mindesthaltbarkeitsdatum bis zum 21. April. Trinkbar ist die Gerstenkaltschale noch drei Monate länger. ABER: Nicht den Sicht-, Geruchs- und Geschmackstest vergessen. Denn manchmal, so heißt es, lassen die Getränkehändler gutes Bier schon mal ein bisschen zu lange in der prallen Sonne stehen.


Nach der Führung gibt es im Gästehaus den Krombacher Dreiklang: Schwarzbrot mit guter Butter und dreifach Schinken, dazu soviel 0,2 Liter-Vasen Krombacher, wie reingehen. Der Gast hat also niemals das Gefühl, er könnte in den zweieinhalb Stunden der Bewirtung zuwenig bekommen. Für diejenigen, die sich eher überschätzen, gibt es im WC den Papst (keine weiteren Angaben). Am Ende werden die Feuerwehr und die Musik immer lauter – die Fußballgruppe von der Ahr sowieso -, aber die Stimmung ist weiter prächtig. Die Tourleiterin sagt: „Wenn Sie uns jetzt verlassen, sind Sie ziemlich gut drauf. Das war auch unser Ziel.“ Dennoch (oder gerade deshalb) bittet sie inständig darum, nochmals auf die Toilette zu gehen und nicht in die Vorgärten der Nachbarschaft. Wir tun wie geheißen.



Kurzkritik zur Krombacher Brauereiführung: Wertung 5 von 5 Sternen, Kosten: 8 Euro pro Person werktags, 6 Euro samstags. Anreise von Bonn: Mit Linie 66 und zwei DB-Regionalbahnen über Siegburg und Siegen nach Kreuztal; von dort mit dem Bus zur Brauerei. Kosten pro Nase für Hin- und Rückfahrt: 34,00 Euro (ohne Bahncard).
Der Beitrag wurde am Montag, 24. Oktober 2011, 09:18 veröffentlicht und wurde unter dem Topic abgelegt. Sie können einen Kommentar hinterlassen.
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