Wir simsen, twittern und facebooken, was die Flatrate hergibt. Und dabei vergessen wir ganz, dass es noch viel schönere traditionelle Methoden gibt, um Kurznachrichten abzusetzen. SMS und Co. sind eigentlich ein alter Hut mit neuem Design.
Nehmen wir zum Beispiel die Kurznachrichtenüberträger im Haushalt. Mann und Frau kommunizieren häufig über kleine, gut sichtbare Zettelchen mit Aufschriften wie „Bitte Müll rausbringen“. Beliebt sind auch Kreidetafeln („Einkauf: Müsli, Mülltüten klein, Milch 2 l.“) oder die gute alte Pinnwand („Geburtstagskarte Tante Ulla“). Im Familienkalender steht zudem, wann die Mama oder der Papa arbeitet, und wann welches Kind zum Sport oder in die Musikschule gekarrt werden muss.
Traditionelle Kurznachrichten begegnen dem Alltagsanwender sogar im Supermarkt. Während der dreijährige Sohnemann fleißig Regale ausräumt und Süßes in den Einkaufswagen wirft, bekommt der Papa von der Wok-Probierkocherin einen Glückskeks. Den erbricht der Junior an der Kasse, um dort anschließend über die Schokoriegel herzufallen. Den Zettel bekommt der Papa: „Wenn Sie jemandem helfen, helfen Sie oft auch sich selbst.“
Neben den Glückskeksen gehören auch Überweisungsträger zu den völlig vernachlässigten Kurznachrichtendiensten. Bei uns bekommen die Begünstigten nicht nur schnödes Geld, sondern auch noch einen netten Gruß dazu. An die Verkehrspolizei schicken wir 25 Euro Verwarnungsgeld mit dem Verwendungszweck „Danke für das schöne Erinnerungsfoto“. Und die GEZ beglücken wir immer wieder neu mit dem Wunsch „Bitte weniger Spielshows und mehr anspruchsvolle Dokumentationen“. Der einzige Nachteil bei dieser Art von Kurznachricht: Antworten bekommt man fast nie.
(erschienen im Bonner General-Anzeiger am 26. September 2011)
Der Beitrag wurde am Mittwoch, 19. Oktober 2011, 04:21 veröffentlicht und wurde unter dem Topic abgelegt. Sie können einen Kommentar hinterlassen.
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