Bericht aus Bonn

Camping-Urlaub bedeutet eine radikale Vereinfachung des Alltags. Nicht nur, dass man bewusst auf Technosmog, aggressive Autobahnen und Bundesliga verzichtet: Es kehrt eine einfache Ordnung ein, die vom Sonnenaufgang bis zum -untergang dauert und nur noch besteht aus Kaffeekochen, Waschen, Strand, Mittagkochen, Einkaufen, Abendessen, Schlafen.
Wer aus dem Ausland zurückkehrt, wird wach geschockt durch die viel schnellere deutsche Autobahn und ihren hektischen Umgangston. Man kann auch den Radiosprechern nicht mehr folgen, weil sie zu schnell sind.

Die Welt war tagelang einfach unterkomplex, was der moderne Mensch erst merkt, wenn er wieder in diese Moderne zurückkehrt.
Plötzlich hört man keine Grillen mehr, sondern Martinshörner.
Nach dem Essen muss wieder der Boden gewischt werden.
Der Freiluftspielplatz schrumpft zurück auf die Größe unserer Stadtteiloase.
Die Wochentage haben wieder eine Bedeutung.
Der Terminkalender übernimmt die Herrschaft von der Lust und der Laune.
Ich trage wieder ein Handy bei mir und gehe mehrmals täglich "ins Netz".

Camping-Urlaub ist ein Traum. Ohne Apps und all das andere ballastene Zeug.