Auf Jules Vernes Spuren ist Helge Timmerberg „In 80 Tagen um die Welt“ gereist. Im Vergleich zu seinen frechen Reise-Erzählungen wirken die Reportagen von Egon Erwin Kisch wie Erlebnisberichte einer Schlaftablette. Aber das muss nicht nur gut sein: Denn während Kisch tatsächlich schreibt wie ein selbst ernannter „Fanatiker der Sachlichkeit“, gibt Timmerberg den Autor der Subjektivität. Der 56-Jährige beschreibt nicht die Fremde, sondern sich selbst in der Fremde. Das wurde am Donnerstagabend auf der Bouvier-Literaturbühne im Rheinischen Landesmuseum deutlich.
Timmerberg schickt mehrere Ich-Botschaften vorweg: Er habe sich angewöhnt, nicht schon vor der Lesung Wein zu trinken. Er sei von Phileas Foggs Reiseroute abgewichen, um das strikte Rauchverbot in Kalifornien zu umgehen. Und: „Ich kannte das Buch auch nur als Film.“
Der Autor liest Episoden seiner Reise und garniert diese mit seinen Lebensmaximen. In München wohnt er in einem „KGB-Hotel“, das ihn zwinge, sich zu betrinken. Auch im Karneval von Venedig landet er in einer kitschigen „Gruselkammer“. Zitat: „Hier geht nur eins: Saufen, saufen, saufen, irgendwo da draußen.“ Die Maxime lautet: „Hotelzimmer werden mit Liebe oder Hass eingerichtet. Nicht alle Liebenden haben Geschmack.“
In Bangkok hält Timmerberg fest: „Die Prostitution hat in Südostasien eine Tradition wie der Buddhismus und das Reisessen.“ Doch weil ihm die thailändischen Mädchen zu klein seien, betrinkt er sich lieber mit seinem neuen Freund Mischa und debattiert über den Einfluss der Syphilis auf die Kunst des 19. Jahrhunderts. In China bemerkt der Autor bei einer großen Pizza im Kreise kleiner Mädchen: „Ich fühle mich wie Angelina Jolie im Flüchtlingscamp – endlich glücklich.“ Fazit: Gute Unterhaltung mit viel Witz, wenig Information und kaum Tiefgang. Sascha Stienen
(Dieser Text ist am 27.9. in gekürzter Form im General-Anzeiger erschienen.)
Drei Timmerberg-Maximen:
- "Immer schön sitzen bleiben, denn dem Sitzenden scheint niemand zu klein."
- "Zigaretten sind ungesund, aber sie sind das internationale Längenmaß für den erhabenen Moment."
- "Die Mohrrübe meines Glücks und meiner Zufriedenheit hängt immer vor mir."
Timmerberg schickt mehrere Ich-Botschaften vorweg: Er habe sich angewöhnt, nicht schon vor der Lesung Wein zu trinken. Er sei von Phileas Foggs Reiseroute abgewichen, um das strikte Rauchverbot in Kalifornien zu umgehen. Und: „Ich kannte das Buch auch nur als Film.“
Der Autor liest Episoden seiner Reise und garniert diese mit seinen Lebensmaximen. In München wohnt er in einem „KGB-Hotel“, das ihn zwinge, sich zu betrinken. Auch im Karneval von Venedig landet er in einer kitschigen „Gruselkammer“. Zitat: „Hier geht nur eins: Saufen, saufen, saufen, irgendwo da draußen.“ Die Maxime lautet: „Hotelzimmer werden mit Liebe oder Hass eingerichtet. Nicht alle Liebenden haben Geschmack.“
In Bangkok hält Timmerberg fest: „Die Prostitution hat in Südostasien eine Tradition wie der Buddhismus und das Reisessen.“ Doch weil ihm die thailändischen Mädchen zu klein seien, betrinkt er sich lieber mit seinem neuen Freund Mischa und debattiert über den Einfluss der Syphilis auf die Kunst des 19. Jahrhunderts. In China bemerkt der Autor bei einer großen Pizza im Kreise kleiner Mädchen: „Ich fühle mich wie Angelina Jolie im Flüchtlingscamp – endlich glücklich.“ Fazit: Gute Unterhaltung mit viel Witz, wenig Information und kaum Tiefgang. Sascha Stienen
(Dieser Text ist am 27.9. in gekürzter Form im General-Anzeiger erschienen.)
Drei Timmerberg-Maximen:
- "Immer schön sitzen bleiben, denn dem Sitzenden scheint niemand zu klein."
- "Zigaretten sind ungesund, aber sie sind das internationale Längenmaß für den erhabenen Moment."
- "Die Mohrrübe meines Glücks und meiner Zufriedenheit hängt immer vor mir."
Der Beitrag wurde am Sonntag, 28. September 2008, 11:27 veröffentlicht und wurde unter dem Topic abgelegt. Sie können einen Kommentar hinterlassen.
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