"Das Puffbuch" nennt Thomas Brussig liebevoll-ironisch seine Reportagen-Sammlung "Berliner Orgie". Die einzelnen Folgen erschienen zuvor in der Boulevardzeitung B.Z., Zitat: "Muß es unbedingt die B.Z. sein? (Nicht unbedingt. Aber die Süddeutsche hat mich nicht gefragt.)"
In den unterhaltsamen Texten beschreibt der Autor die Rotlichtbezirke und Munkellöcher der Bundeshauptstadt und tut dabei etwas, was er schon in "Helden wie wir" bis zur Erschöpfung durchdekliniert hat: Er stellt Männerlenden in den Dienst der Kunst (siehe Foto).
Dabei ist Brussig "vor nix fies", bleibt aber Beobachter, wird nicht zum Mitwirkenden.
Brussigs Sommermärchen 2006 spielt im Berliner Bordell "Artemis", am Abend des Spiels Deutschland gegen Argentinien. "In einem der beiden Pornokinos wird jetzt Fußball gezeigt. (...) Betritt eine Frau das Kino, sehe ich ein reflexhaftes Aufleuchten in ihren Augen - viele Männer, viele Chancen. Das Leuchten erlischt schlagartig, wenn Frau erkennt, womit sie konkurriert."
Fazit: Man liest und entdeckt nichts, was man nicht geahnt hätte.
Festhaltenswert ist allein Brussigs Neuschöpfung "Bordsteinflamingos" - "denn das Rosa ist hier eine oft gezeigte, oft getragene Farbe, von den langen, dünnen Beinen mal abgesehen".
Der Beitrag wurde am Sonntag, 15. Juni 2008, 02:10 veröffentlicht und wurde unter dem Topic abgelegt. Sie können einen Kommentar hinterlassen.
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