Gute Bücher erkennt man mitunter auch daran, dass sie goldene Sätze enthalten, die vielleicht nicht für die Ewigkeit halten, aber doch über den Tag hinausgehen oder zumindest ein Innehalten provozieren.
Man nehme etwa Ian McEwans Bestseller "Abbitte". Darin heißt es:
"... und fragte sich, wo ihre Schwester sein mochte. Im See ertrunken, von Zigeunern vergewaltigt, von einem Auto angefahren, dachte sie ganz routiniert, war es doch ein verläßlicher Grundsatz, daß nichts je so geschah, wie man es sich vorstellte, weshalb ihr dies als wirksame Methode galt, das Allerschlimmste schon einmal auszuschließen."
Oder: "Als Kind hatte sich Turner einmal einzureden versucht, daß es Unsinn sei, den plötzlichen Tod seiner Mutter dadurch verhindern zu wollen, daß er nicht auf die Ritzen zwischen den Fliesen auf dem Schulspielplatz trat. Aber er war nicht darauf getreten, und sie war nicht gestorben."
Schließlich: "Es erleichterte mich, nicht jede Veränderung als geschmacklose Verschlechterung empfinden zu müssen - das wird im Alter rasch zur schlimmen Gewohnheit."
Und als Handreichung für alle Schriftsteller und (Zeitungs-)Schreiber: "Verleumden darf man nur sich selbst und die Toten."
Der Beitrag wurde am Mittwoch, 28. Mai 2008, 09:20 veröffentlicht und wurde unter dem Topic abgelegt. Sie können einen Kommentar hinterlassen.
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