Mittwoch, 26. Oktober 2011
Dass nach der ARD nun auch der Kinderkanal Kika „Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer“ ins Archiv verbannt und damit endgültig aus dem Programm nimmt, erschüttert mein soziales Netzwerk. Nach 50 Jahren besteht in den Öffentlich-Rechtlichen offenbar kein Interesse mehr an dem Klassiker der Kinderunterhaltung. Die Augsburger Puppenkiste wandert in die Mottenkiste.
Die Enttäuschung auf Facebook ist groß. Alexandra trauert: „Gefällt mir gar nicht! :o( “. Meike fragt sich: „Wo war denn da die hoch gelobte deutsche Kulturförderung? Peinlich...“ Und Stephan erinnert wehmütig an weitere vermisste Marionettenhelden: „Und Bilbo und seine Bande, gut gebrüllt Löwe, Urrrrrrmeliii, öff öff!“
Der Kika begründete die Entscheidung damit, dass den Kindern von heute das Marionettenspiel zu langweilig sei. Also werden im Fernsehen die Fäden gekappt, und Lokomotive Emma wandert aufs Abstellgleis. Für Jim Knopf, Lukas und den König von Lummerland ist es also längst nicht mehr viertel vor zwölf, sondern längst viertel nach.
Zum Glück kommt in dieser Stunde eine Stärke von sozialen Netzwerken zum Tragen: dass Probleme meist postwendend mit Lösungsvorschlägen beantwortet werden. Stefan verlinkt zu „Jim Knopf“-Filmchen auf youtube und fordert: „Dann lasst sie uns hier hochleben, die Augsburger Puppenkiste.“ Christoph erläutert am Beispiel von „Schlupp vom grünen Stern“, dass seine Lieblingspuppen im DVD-Player weiterleben. Und Richard empfiehlt eine Reise nach Augsburg: Dort sind im Museum der Puppenkiste viele Spielszenen mit Originalpuppen nachgestellt, darunter ganz Lummerland.
Auch Jim Knopf geht also niemals so ganz. Und die Bücher von Michael Ende gibt es schließlich auch noch.

(erschienen am 26.10.2011 im Bonner General-Anzeiger)