Mittwoch, 15. September 2010
Die Regale und Schränke sind leer, Kartons, Kisten und Koffer gepackt. Der Tag des Umzugs steht bevor. Der urbane Single hat immerhin fünf Jahre seines Lebens in der kleinen Studentenwohnung verbracht. Leicht fällt die Trennung nicht. Der Abend des Abschieds wird wehmütig.
Da hilft nur ein Griff in den Umzugskarton mit der Aufschrift „Bücher“. Denn in Zeiten des Umbruchs und der Veränderung ist die Literatur ein tröstender und verlässlicher Freund. „Raum ist in der kleinsten Hütte / Für ein glücklich liebend Paar“, heißt es in Schillers Gedicht „Der Jüngling am Bache“ (1803). Auch in seinem Fall trifft das zu – doch leider schon viel zu lange. Das Bett ist in der Verliebtsein-Phase zwar noch nicht zu klein, aber die anderen Räume – spätestens wenn aus der Liebe Frucht der erste Nachwuchs entspringt.
Aber umziehen ist doch so mühsam, denkt der Abschiednehmende und liest in Benjamin Franklins „Der Weg zum Reichtum“ (1767): „Dreimal umziehen ist so schlimm wie einmal abbrennen.“ Es ist schon sein fünfter Umzug, aber zum Glück mit einem Umzugsunternehmen, zum Glück in eine neue Bleibe, die er mit der Liebsten teilt. Das Zusammenziehen mit dem Partner, so hat er gelesen, ist deutschlandweit der häufigste Grund für einen Umzug – noch knapp vor dem karrierebedingten Umzug oder dem Wechsel in ein schöneres Domizil.
Wie gut, dass er mit seiner Liebsten nicht in ein Wolkenkuckucksheim zieht, wie Aristophanes (44 bis 380 v. Chr.) ein Phantasiegebilde nannte. Sein neues Eigenheim ist schon ziemlich konkret und real: Eigentumswohnung, vier Zimmer, große Küche, schönes Bad mit Wanne, satter Stauraum im Keller – und viel Platz für seine Bücher. Denn die kommen alle mit. Ein schöner Trost in Zeiten des Abschieds.
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