Samstag, 20. März 2010
20. März 2010
Mit dem Lesen ist es manchmal wie mit dem Essen: Man kann sich überhaupt nicht entscheiden, was man zu sich nehmen soll. Dann am besten von allem ein bisschen. Deshalb heißt es heute: Herzlich willkommen am kalt-warmen Buffet der Literatur.
Beginnen wollen wir mit ein paar Häppchen aus Ernst Barlachs Autobiografie „Ein selbsterzähltes Leben. Güstrower Fragmente“. In einem ebenso ergreifenden wie kurzem Stück widmet sich der Künstler der Gestaltung einer Grabinschrift: „Warst du nicht, du Knäuel fröhlicher Flüchtigkeit, ein Huschen spukhaften Lächelns der schwerernsten Erde aus einem Zug ihres Gesichts in den andern?“ Wer nun grübelt, dem sei gesagt: Die Anekdote aus dem Februar 1913 heißt „Moritz der Hund“. Wer so über verstorbene Vierbeiner dichtet, der hat die Zweibeiner-Welt aufs genaueste studiert und weiß um deren Besonderheiten: „Gespenster lassen sich einmal nicht heranpfeifen, und die Gleichnisse sind eine Chiffre-Sprache, mit der man sich sein Augeblicksgefühl verdolmetscht und ins Gedächtnis hängt.“
Da man von Barlach allein nicht richtig satt wird, nun ein bunter Teller Goethe-Aphorismen. Ein Schmankerl aus den Wahlverwandtschaften: „Sich mitzuteilen ist Natur; Mitgeteiltes aufzunehmen, wie es gegeben wird, ist Bildung.“ Genau, und deshalb nehmen wir den nächsten Happen ebenfalls in uns auf: „Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.“ Zum Schluss noch ein Schnittchen für den nächsten Arbeitskampf: „Wenn man von den Leuten Pflichten fordert und ihnen keine Rechte zugestehen will, muß man sie gut bezahlen.“
Das liegt schwer im Magen. Darum was Leichtes, am besten köstlich wilde Verse von Eugen Roth: „Das Reh lebt einzeln und in Rudeln / Und schmeckt sehr gut mit breiten Nudeln.“ Dass die hübschen Tierchen da draußen alle essbar sind, muss man als kleines Menschlein ja auch erst mal lernen.
Zum Dessert ein paar schlaue Sprüche von Heinrich Heine. „Weise erdenken die neuen Gedanken, und Narren verbreiten sie.“ Journalisten sind Narren, na und? „.. und doch ist das Zitieren alter und neuer Bücher das Hauptvergnügen eines jungen Autors, und so ein paar grundgelehrte Zitate zieren den ganzen Menschen.“
Seufz, ja so ist es. Und jetzt bitte einen Espresso! Oder doch einen Malteser?
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