Dienstag, 28. Juli 2009
Die Generation Golf wird alt. Das spürt der Angehörige der Florian-Illies-Zeit vor allem im alltäglichen Umgang mit den jungen Menschen seiner näheren Umgebung. So traf der rüstige Mittdreißiger neulich fünf Jungs im Alter von vielleicht sieben bis zehn Jahren vor der Post, eine lustige Rasselbande der Marke "Fünf Freunde der Altstadt". Einer fragt mich frech: "Wieviel ist einmal eins?" - "Eins", entgegne ich und füge hinzu: "Ich glaube, den kenne ich." Die Fragerei geht munter weiter: "Zwei mal zwei?" "Vier." - "Drei mal drei?" "Neun." Und so weiter, bis einer fragt: "Sieben mal sieben?" Ich grinse breit und sage: "Feiner Sand." Die Jungs gucken mich fragend an. "Na, feiner Sand", sage ich noch mal. "Das ist sieben mal sieben."
Offensichtlich können auch Scherzfragen veralten, genau wie Ausdrücke à la "dufte" und "spitze" oder "klaro", "alles paletti" und "alles klärchen". Spontisprüche von früher kennt heute wahrscheinlich auch kein Kind mehr, und geil ist schon längst nicht mehr cool, sondern fett oder krass. Eindeutig von gestern ist bestimmt auch, wer auf dem Schulhof witzelt: "Kauf dich mal ne Tüte Deutsch. Hat mich auch gehelft."
Ratlos lasse ich die Jungs stehen: "Ich muss zur Arbeit", beteuere ich, steige ins Auto, denke an die Schönheit der Zahl 49 und an den coolen Typen auf den Schokoriegelklebebildchen in den Achtzigern. Darauf stand der Spruch: "Jung, dynamisch und erfolglos". Und ganz schön antiquiert.
Sascha Stienen

(erschienen am 24. Juli 2009 im General-Anzeiger Bonn)
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