Dienstag, 24. März 2009
Die Verkehrslenker der Stadt Bonn überprüfen regelmäßig Verkehrsschilder auf Zustand, Aktualität und Sinn. Das ist auch gut so. "Kampf dem Schilderwald!", möchte der Bonner ausrufen und die städtischen Überprüfungen gleich auch auf die vielen privaten Wände und Garagen ausweiten, die viel mehr Schilder tragen als nötig - und das auch noch in einem Behördendeutsch, dass es den Freund deutlicher, klarer Worte nur so schüttelt.
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"Widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt" ist zwar nicht schön, aber noch die harmlosere Variante einer juristisch wasserdichten Sprache, die dem Sprecher förmlich die Zunge verknotet. Am Eingang des DHL-Parkplatzes an der Vorgebirgsstraße heißt es in schönem alten Post-Beamtendeutsch: "Fußgängeraufenthalt im Schrankenbereich untersagt".
Die Wartezeit an der Haltestelle Rheinische Kliniken in Fahrtrichtung Innenstadt verkürzt sich der Sprachfreund mit einem anderen, extrem langatmigen Warnschild: "Achtung - Vorsicht! Bitte die Fahrbahn erst nach Ankunft von Bus oder Bahn unter Beachtung des Straßenverkehrs betreten." Da möchte man doch in der Bahn vor Freude den "Haltewunsch" betätigen.
Unsäglich sind auch jene Schilder von Unternehmen, die in Minutenzahl die angebliche Entfernung zur Gaststätte, zum Baumarkt oder sonst wohin anzeigen. Dass es meistens länger dauert, liegt natürlich an der viel zu optimistischen, weil verkaufsfördernden Einschätzung der Dauer.
Auch an diesen Stellen sollte die Stadt mal die Axt ansetzen dürfen. Oder anders formuliert: Kettensägenaufenthalt im Schilderwaldbereich ausdrücklich erwünscht.
Sascha Stienen

(Erschienen am 23.03.2009 im General-Anzeiger Bonn)
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