Samstag, 31. Januar 2009
31. Januar 2009
Das Buch zum Darwin-Jahr wurde bereits 2008 veröffentlicht: Dietmar Daths genial irrer und irre genialer Roman „Die Abschaffung der Arten“. Dieser Science-Fiction-Schmöker zeigt auf schaurige Art, was mit der Menschheit passieren könnte, wenn die Genetiker der Zukunft nicht mit dem Gott-Spielen aufhören. Denn dann könnte es sein, dass die Menschheit in der Hackordnung ganz weit zurückfällt hinter die „Gente“, intelligente Wesen mit Tierkörpern und geschickten Händen, die nach dem Menschen-Zeitalter der „Langeweile“ die Erde beherrschen und sich zur Kommunikation über ein Geruchs-Internet verständigen. „Verflucht sind, die da Inzest fürchten, Klonen meiden, Pläne fliehen, denn ihrer ist die Langeweile“, heißt es.
Das Szenario ist angesiedelt zwischen „Planet der Affen“, „Day after Tomorrow“ und „Bad Bambi“. Die Hauptfiguren sind ein ururalter Löwe, dessen Ratgeber in Fledermaus-, Dachs- und Libellen-Gestalt, ein diplomatischer Wolf, ein verflüssigter Fuchs und eine rätselhafte Wildkatze.
Auch das auf ewig angelegte Reich der Gente ist jedoch instabil wie jedes politische System. Es gibt ein Danach-Danach. Dath entführt den Leser sogar in den Weltraum. Er erschafft sein Epos der untergehenden Zivilisation mit einer Menge von Fachwörtern und naturwissenschaftlichen Fiktionen. Man braucht erstmal gut 100 Seiten, um sich in der fremden Erdenwelt zurechtzufinden. Das aber lohnt sich, selbst für jene, die in Bio und Chemie nicht so gut aufgepasst haben.
In einem ausgezeichneten Science-Fiction-Roman wie diesem steckt viel Gesellschaftskritik. So äußert sich der Genten-Sohn Feuer abfällig über den Hang der „Minderlinge“ (Menschen), ihre Sexualität verblödet darzustellen. „Es ging dabei hauptsächlich um große Brüste oder breite Schultern, um geistlose Gesichtsausdrücke, feige Werbendes, faul Kokettes, ein Gewürge, das Feuer jede Erinnerung an sein Schwelgen in Pelzen, seinen Rausch im virtuellen Tempel zu verekeln drohte.“
Ein Plädoyer gegen E-Books ist das wunderbare Buchcover des Romans, das von giftigem Grün dominiert wird. Und vom Luchs – mit ganz besonderen Augen, die extra beschichtet sind. Wenn der Leser das Buch anschaut und dabei durch den Raum geht, scheint es so, als verfolge ihn die Wildkatze mit ihren Blicken. Gruselig.
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