Samstag, 12. April 2008

Das hiesige Bonner Straßenverkehrsamt im Stadthaus hat Orwell'sche Qualität.
Ein Wartezettelautomat, der keine Wartezettel mehr ausgibt. Seine Nummer holt man sich nun an der Infotheke, nachdem ein Mitarbeiter geprüft hat, ob man alle erforderlichen Unterlagen dabei hat, um einen Zettel erhalten zu dürfen.
Wir dürfen - und starren gebannt auf einen stummen Fernseher, auf dem in einer Endlosschleife ein Werbefilm für das Beethovenfestival läuft, zum Glück mit Udo Lindenberg, was uns ab und zu ein Lächeln abringt.
Der Wasserspender ist zwar voll, doch nirgendwo Becher zu finden.
Eine Mitarbeiterin kommt regelmäßig in den Warteraum, um dort einen kleinen Schrank zu öffnen, in dessen Boden ein Rohr eingebaut ist, in das sie Nachrichten für den Kollegen unter uns wirft. Grusel.
Neben Formularen und Verhaltensregelzetteln für den grünen Rechtsabbiegerpfeil an Ampeln gibt es den "Express" als einzigen Zeitungslesestoff. Doppelgrusel.
Dann doch lieber mit dem "Ben Hur" von Lewis Wallace (Stichwort WagenRENNEN) anfangen, der ebenfalls auf dem Tisch liegt. Zeit genug für die ersten Kapitel hat der Besucher: bei 30 Kunden vor einem und gemessenen anderthalb Stunden Wartezeit.
Gefühlt noch länger.
Zeit genug für einige bürokratiefeindliche Gedankendelikte. Doppeldenk.